Live Woodstock Forever Festival, 14.8.2015

Waiting for the sun

Ralf ist schon seit dem ersten Hahnenschrei im Morgengrauen unterwegs, die anderen wahren unseren Ruf als Musiker und finden sich ab 10 beim Frühstück ein. Wir besprechen kurz unseren für heute geplanten Promotion-Auftritt unplugged im Park, noch vor dem ersten Soundcheck auf den großen Bühnen, es ist etwas Eile geboten. Kurz vor Mittag schleppen wir unsere Instrumente und was wir sonst so brauchen über Zeltwiesen und Parkplätze und beginnen mit dem Medley "Break On Through / Back Door Man", gefolgt von "The Crystal Ship" und "Waiting For The Sun".

Going to join in a rock'n'roll band

Verständlicherweise ein bisschen aufgeregt spielen wir die ersten Songs reichlich flott, aber dann grooven wir uns ein und die ganze Zeit über kommen Leute vorbei und hören zu und bleiben stehen und als wir zum Abschluss dann "Gloria" spielen, sitzt schon ein kleines Publikum vor uns auf der Wiese und applaudiert begeistert. Und ab diesem Zeitpunkt sprechen uns dann immer wieder Menschen darauf an, ob wir noch mal auftreten und wann und wo. Das verrät Michael bis zum Samstag Mittag leider nicht mal uns ;-) und so steht auf unserem Plakat nur "Samstag Nachmittag Parkbühne". Es kommen dann trotzdem unglaublich viele Fans, aber das ist eine andere Geschichte.

And maybe it's the time of year

Den Rest des Nachmittags haben wir frei und so erkunden wir das Gelände und genießen die schöne Stimmung an diesem zauberhaften Sommertag. Und wir hören uns andere Bands an: Double Vision, die schweißtreibend und sehr authentisch Rory Gallagher covern, dann auf der "Hobbitbühne" in der sengenden Mittagssonne den sympathischen Polit-Liedermacher Prinz Chaos II und am späten Nachmittag die Folk Band "Hinnawidde" oben bei unserem Camp auf der Free Stage mit wunderschön interpretierten Irish Foik Songs.
Doch der absolute Höhepunkt des heutigen Tages sollte erst noch kommen.

Oh my God, Turn it on!

Als die Abenddämmerung langsam einsetzt, finden wir uns alle unten auf dem Hügel vor der Hauptbühne und warten gespannt auf "Simeon Soul Charger", die von Inga und Norbert vom Herzberg Festival her schon sehr gelobt wurden. Um uns farbig wabernde Lichtinstallationen wie im Elfenwald und vor uns die Main Stage mit den vier Jungs aus Akron, Ohio (neuerdings aus Freising), die einen so zauberhaften, verspielten und druckvollen Psychedelic Rock der Neuzeit spielen, dass ich seither bekehrt und fast wieder bereit bin, an die heutige Jugend zu glauben. Trotz Smartphones und H&M. Wirklich.

The God of hellfire

Eigentlich wäre der umwerfende Auftritt von Simeon Soul Charger schon ein würdiger Abschluss des Tages gewesen, aber den Altmeister Arthur Brown wollten wir dann doch auch noch unbedingt sehen und auch das hat sich gelohnt. Eigentlich ist der über siebzig-jährige viel mehr Performer als Musiker, mit einem wunderschönen englisch skurillen Humor und einer tollen Ausstrahlung. Als er das letzte Stück mit dem bekannten Satz "I am the god of hell fire and I bring you ... fire" ankündigt, fängt es an, wie aus Eimern zu schütten. Die Stimmung im Publikum ist davon ungetrübt und Arthur kommentiert trocken: "some of you needed a washing anyway".

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